Zofias Käseklopse

Zofias Käsebällchen

«Nur Regen. Es war nicht nur Regen, dachte Ruth. Nichts war nur irgend etwas. Schokolade war nicht nur Schokolade. Schokolade machte dick. Käse war nicht nur Käse. Käse konnte Verstopfung und Arterienverengung verursachen. Sonnenschein war nicht nur Sonnenschein. Sonnenschein konnte Melanome und Fieberbläschen und Hitzeschläge und Sonnenbrand verursachen. Nichts war nur irgend etwas. Alles hatte Folgen.»

Ruth ist besorgt. Immer. Man könnte sagen, dass es ihr nicht gut geht, wenn sie nicht besorgt ist. Edek, ihr Vater, meint, dass Ruth ein bisschen seltsam ist, weil sie Eltern hat, die im Konzentrationslager waren. Ruths Kinder sind aus dem Haus, der Mann ist gerade für ein Projekt in Australien und so gilt Ruths Hauptsorge  ihrem Vater Edek. Der ist 87 und sie hat ihn vor einiger Zeit aus Australien zu sich nach New York geholt. Nun mischt er als Leiter der „Vorwärtsabteilung“ ihre Firma auf. Das macht ihr Sorgen. Sie wünscht sich, er würde sich anderweitig beschäftigen. Und dann beschäftigt Edek sich anderweitig – und das macht Ruth noch größere Sorgen. Er hat nämlich seine Freundin Zofia aus Polen nach New York geholt. Zofia ist erst 69  – viel zu jung für ihren Vater, findet Ruth. Zu blondiert. Zu vollbusig. Und dann ist da noch die Sache mit den Klopsen…..Zofias Klopse sind „nicht von dieser Welt“, findet Edek. Deswegen eröffnen die beiden ein Restaurant – mit Klopsen. Grund genug, sich Sorgen zu machen, findet Ruth.

Es geht also um Klopse in Lily Bretts fabelhaftem Roman „Chuzpe„. Unter anderem. Es ist eine herrliche Vater-Tochter-Geschichte, erzählt mit viel Witz und Selbstironie. Ums Essen geht es auch. Anfangs gehen Edek und Ruth immer Essen. Edek liebt die deftige jüdisch-polnische Küche: Hühnersuppe mit Matzenklösschen, gehackte Leber, Lattkes….Ruth isst Salat. Edek kann nicht verstehen, wie seine Tochter so viel Grünzeug in sich hineinstopfen kann. Und dann, dann geht es eben um Klopse. Etwas Klops braucht der Mensch, so heißt das Lokal, das Edek eröffnet. Im Original ist der Titel geschickter und doppeldeutiger formuliert: „You Gotta have Balls“  – was natürlich nicht nur: „Etwas Klops braucht der Mensch“, sondern auch „Man braucht Mumm in den Knochen“ heißt. Und genau darum geht es: um Klopse. Und um Mut. Wie die Geschichte ausgeht? Selber lesen. Inzwischen könnt Ihr Euch ja mit ein paar von Zofias fabelhaften Käseklopsen über Wasser halten 😉

Ach so: Es ist unschwer zu erkennen….ich habe es endlich mal wieder geschafft, einen Beitrag zu Shermins herrlichem Lesehunger-Event einzureichen.

Jetzt zu den Klopsen. Das Rezept ist aus „Alles was rund ist“* – auch diese Autorin hat Lily Brett gelesen 🙂 .

Für 30 Bällchen:

  • 500 gr. Kartoffeln
  • 2 große Eier
  • 2 Eiweiß
  • 1 Zwiebel
  • 1 EL Butter
  • etwas Olivenöl
  • 4 großzügige EL Mehl
  • 100 gr. Parmesan
  • 100 gr. Gruyère
  • 40 ml Milch
  • 1/4 TL Cayennepfeffer
  • 1 TL Paprika edelsüß
  • 1 TL Salz
  • Pfeffer aus der Mühle

Die Kartoffeln in Salzwasser weichkochen, dann abgießen, schälen und in einer großen Schüssel zerstampfen. Anschließend abkühlen lassen.

Die Zwiebel schälen, fein hacken und im Olivenöl glasig dünsten.

Den Käse reiben. Das Eiweiß steif schlagen. Den Backofen auf 190°C vorheizen.

Die Zwiebeln unter die Kartoffelmasse mischen, dann Mehl, die Käsesorten, den Eischnee, die ganzen Eier, Milch und die Gewürze einarbeiten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Aus der Masse  – am besten mit einem Eisportionierer – Kugeln formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben.

Im heißen Ofen ca. 35 min backen.

Dazu passt eine Tomatensauce. Ein grüner Salat kann auch nicht schaden.

Print Friendly, PDF & Email

25 Kommentare

  1. Immer noch (LEIDER!) habe ich den Roman ‚Chuzpe‘ nicht gelesen und da du nicht verrätst, wie es weiter geht ;-), muss ich es wohl endlich tun.
    Aber zu deinen Klopsen sag ich auch nicht nein!

  2. Lily Bretts „frühere“ Bücher habe ich alle mit Genuss gelesen, aber irgendwann wiederholten sich die Geschichten. Ich werde es auf einen Versuch ankommen lassen. 🙂
    Und, danke für den befreiten Lacher am Montag Morgen: „Ein grüner Salat kann auch nicht schaden.“ 😀

    • Ich kenne die früheren Bücher nicht, von daher habe ich „Chupze“ mit großem Genuss gelesen.
      Und Salat schadet doch nie…. 🙂

  3. Käseklopse, ja wenn das nix für mich ist, dazu noch mit einem schönen Buch serviert, klasse! Werde mir beides auf die Wunschliste setzen… und finds besonders schön, einen Lesehunger-Beitrag zu lesen.

  4. Hach.. meine Leseliste wird immer länger… (Kleiner Fluch und sehr großer Segen meines Events. :)) Ganz lieben Dank für die Vorstellung des Buches, ich musste direkt grinsen beim Lesen. Und das Rezept für die Käseklopse ist notiert. Klingt – natürlich mit Salat – nach einem tollen Abendessen.

  5. Ach, wie schön! Ich liebe Rezepte zu Büchern. Wunderbar geschrieben, wunderbar gekocht. Und ich nehme mir vor, auch mal wieder bei dem Event mitzumachen.

    • Danke 🙂 Eigentlich würde ich grade bei diesem Event viel öfter mitmachen wollen und habe auch so einiges im Hinterkopf…..aber zu oft fällt es einfach hinten runter, wegen…..ach, so vielem……

  6. Nun tut es mir leid, dass ich das Buch noch nicht gelesen habe. Scheint so, als ob ich es mir besorgen sollte. Bücher, die sich einfach so weglesen, sind im Sommer perfekt!

  7. Das sieht lecker aus und klingt nach einem Buch, das mir gefallen würde. Ich habe bisher nur einmal Käse in Klopse geschmuggelt. Und zwar Ziegenfrischkäse in Klöße mit Weizen- und Kichererbsenmehl. Der Ziegenkäse hat super zum nussigen Geschmack der Teigmasse gepasst.
    [http://www.multikulinarisch.es/878-kornelkirsch-glasiertes-huehnchen.html]

    • Ich kann keinen Kommentar von Dir finden, auch nicht im Spam-Ordner. Da hat wohl etwas nicht funktioniert, schade.
      Ich wünsche Dir viel Spaß mit dem Buch 🙂

  8. nicht nur die leckeren Käsebälle sind ganz toll, auch die Soße, das Rezept musst du uns unbedingt mal posten damit ich das zu den tollen Bällchen machen kann, ein leckere Idee auch für die Fernsehabende mit Fußball.

  9. Käseklopse klingt super und sie sehen so lecker aus! Das Buch kenne ich noch nicht, werde ich mir mal anschauen. Bei dem schönen Wetter aktuelle geht nichts über ein paar Seiten schmökern auf dem Balkon abends 😀

  10. Sehr schöner Beitrag, Susanne! Und das Buch muss ich auch mal wieder vorkramen – es steht hier irgendwo in den Regalen, gelesen hab‘ ich es vor vielen Jahren. Am Anfang deines Textes wusste ich nur, dass ich die Geschichte kenne, einem Buchtitel und/oder Autor zuordnen konnte ich allerdings nicht. Zeit für ein „Da Capo“, würde ich sagen. Danke für’s Erinnern! 🙂

    • Ja, irgendwann muss ich das auch nochmal lesen. Auch wenn es so viel Neues auf dem Bücherstapel gibt, dass ich mich selten dazu aufraffen kann, ein Buch zum zweiten Mal in die Hand zu nehmen.

  11. Von Lily Brett habe ich vor vielen Jahren „Einfach so“ gelesen und mochte es sehr, „Chuzpe“ kenne ich noch nicht – danke für die kleine Präsentation! Eine perfekte Hinführung zu Deinen sehr lecker aussehenden Käseklopsen :-).

Kommentare sind geschlossen.