… und es gibt Eintopf

eintopf

Mittagessen. Am Tisch sitzen: meine Mutter, meine Großeltern und ich. Meine Mutter lupft den Deckel des Schnellkochtopfs – es gibt Eintopf. Mein Opa macht einen Ansatz zum Meckern über all das Gemüse, das da schon wieder auf dem Tisch steht. Meine Mutter erstickt das Meckern im Keim mit der Anmerkung, dass er das ganze Gemüse ja schließlich auch unbedingt anbauen wolle.

Wir hatten nämlich einen Garten, den man mit Fug und Recht als monströs bezeichnen kann: wir waren Selbstversorger, Kartoffelacker inklusive. Das ganze Gemüse musste gegessen werden, also stand regelmäßig „Eintopf“ auf dem Tisch. Eintopf bedeutete: das Gemüse, das der Garten gerade hergab, rasch gegart mit etwas Fleisch für den deftigen Geschmack. In meiner Erinnerung warf meine Mutter alle Zutaten in den Schnellkochtopf, und heraus kam ein Eintopf. So ganz entspricht das vermutlich nicht der Realität :-).

Ich war nicht immer begeistert von dem Gemüse, das zuhause so auf den Tisch kam. Aber den Eintopf mochte ich – was womöglich an der Qualität der Zutaten lag. Gemüse, ganz frisch aus dem Garten, das ist schwer zu toppen, finde ich. Der Eintopf hat mich also geprägt, und zwar insofern, als ich es heute noch liebe, wenn Essen aus einfachen, aber guten Zutaten auf dem Tisch steht. Heute noch mag ich bodenständiges Essen – auch wenn es gerne aus aller Herren Länder kommen darf.

Wieso erzähle ich Euch das eigentlich? Daran ist Barbara mit ihrem schönen Blog „Ein Topf Heimat“ schuld. Die sucht nämlich für ihr Event „Kulinarisches Brandzeichen“ Gerichte, die uns geprägt haben. Und dahin wandert mein Eintopf.

Meine Mutter fabrizierte das alles im Schnellkochtopf. Ich habe zwar einen, benutze ihn aber selten. Ich gucke zu gern zwischendurch in den Topf, schmecke mal ab, rühre mal um….und natürlich fehlt mir so die Übung. Vermutlich würde ich Gemüsebrei fabrizieren, wenn ich versuchen würde, dieses Gericht im Schnellkochtopf zuzubereiten. Ich koche also erst die Brühe, dann den Eintopf. Das Gemüse kommt hier auch nicht aus dem handtuchgroßen Garten, sondern es bestimmt die Gemüsekiste den Inhalt.

Für die Brühe nehme ich gerne Fleisch am Knochen; der Geschmack ist dann intensiver, finde ich. Und Markknochen müssen auch dazu, damit ich hinterher das Knochenmark auffuttern kann, auch wegen des Geschmacks. Das Gemüse ist variabel – wa immer Garten oder Kühlschrank hergeben, kann in den Eintopf wandern. Wichtig sind nur die Kartoffeln, damit alles schön sämig wird.

Für vier:

Für die Brühe:

  • 750 gr. Rinderbrust am Knochen
  • 2 Markknochen
  • 1 Bund Suppengrün – oder was der Vorrat hergibt (ich hatte Karotte, Staudensellerie, Zwiebel)
  • 1 EL neutrales Öl
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 TL Pfefferkörner
  • Salz

Für die Suppe:

  • 3 Karotten
  • 1 Kohlrabi
  • 2 große Kartoffeln
  • 1 EL neutrales Öl
  • 1 Zucchini
  • Salz, Pfeffer, Zitronensaft
  • Schnittlauchröllchen zum Bestreuen

Für die Brühe das Gemüse waschen, ggf. schälen und in grobe Stücke schneiden.

Öl in einem großen Topf erhitzen. Fleisch, Knochen und Gemüse darin schön braun anrösten. Dann so viel Wasser angießen, dass der Topfinhalt gerade bedeckt ist. Lorbeer und Pfefferkörner zugeben und alles in ca. 2 h bei milder Hitze garziehen lassen. Dann alles durch ein Sieb in einen sauberen Topf abgießen. Die Brühe mit Salz abschmecken. Das Gemüse verwerfen. Das Fleisch von den Knochen lösen, in mundgerechte Stücke schneiden und beiseite stellen. (Optional: die Markknochen auslutschen).

Für die Suppe das Gemüse waschen, putzen oder schälen und in mundgerechte Stücke schneiden.

Das Öl in einem großen Topf erhitzen. Karotten, Kartoffeln und Kohlrabi darin kurz anrösten, dann mit Brühe aufgießen. Es sollte so viel Brühe sein, dass das Gemüse gut bedeckt ist. Deckel auflegen, zum Kochen bringen und dann das Gemüse bei milder Hitze garziehen lassen.

Kurz bevor alles gar ist, die Zucchini zugeben und alles noch einige Minuten weiterköcheln lassen, bis die Zucchini bissfest ist. Dann das Fleisch zum Erwärmen in den Topf geben und noch kurz mitziehen lassen.

Den Eintopf mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft abschmecken.

Zum Servieren in Suppenteller schöpfen und mit Schnittlauchröllchen bestreuen.

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14 Kommentare

  1. Ich sehe, wir kommen aus sehr ähnlichen „Verhältnissen“. Bei uns gab’s zusätzlich noch Kleintiere wie Hühner, Gänse und Kaninchen. Und den Eintopf kenne ich natürlich auch. Allerdings konnte man das Fleisch bei uns eher mit der Lupe suchen. 😉
    Und jetzt bin ich schwer versucht, ein Stück Rind aufzutauen…

    • Meine Eltern haben sich der Tierhaltung immer verweigert. Ich habe nie verstanden, weswegen wir zwar eine Hundehütten rum stehen hatten, aber keinen Hund 🙂 . In der Verwandtschaft gab es aber Hühner und Kaninchen.
      Und Fleisch musste in den Eintopf, sonst wäre doch mein Opa verhungert 😉

  2. Sehr nett… vor Allem der Konter mit dem Gemüse-Anbau. Wobei ich an Eintopf weniger gute Erinnerungen habe- zumindest wenn mein Vater den gekocht hat, das war etwas zu wild für meinen Geschmack und auch etwas zu „totgekocht“. Gute Erinnerung gibt es an Hammeltopf mit Kartoffeln und grünen Bohnen, oder Makkaroni-Eintopf mit Tomaten und Rindfleisch, leider nicht mehr reproduzierbar….
    Deine Suppe würde ich jedenfalls schon mitessen!

    • Der Makkaroni-Eintopf würde mch ja auch interessieren 🙂
      Ja und es gab das diese Tendenz, das Gemüse totzukochen, brr….meine Mutter war Avantgarde, bei ihr hatte das Gemüse eine gute Konsistenz, trotz Schnellkochtopf.

  3. So einen Eintopf gab es bei uns früher auch immer – samstags 🙂
    Und der Garten war ebenfalls groß, die Oma immer viel beschäftigt damit. Wahrscheinlich kommt daher meine Vorliebe alles möglich anzubauen, auch wenn es nur Balkon und etwas Hof hier gibt…

    • Ihr hattet einen Eintopftag 🙂
      Mich hat der große Garten für später erst mal ein paar Jahre abgeschreckt…..stundenlang Gießen und riesige Eimer mit Johannisbeeren füllen hat mir erst mal gereicht. Aber jetzt macht es wieder Spaß. Allerdins hat unser Garten auch nur Handtuchgröße…

  4. Mhmm, solch einen Eintopf kenne ich auch. So etwas esse ich ja für mein Leben gern. Und Markknochen auskratzen (oder gar auslutschen) ist ein gropßartiges Vergnügen.
    Liebe Grüße
    Toettchen

    • Ich musste früher immer mit meinem Vater ausdiskutieren, wer den Löwenanteil vom Markknochen kriegt. Hier bin ich die einzige, die diese Delikatesse zu schätzen weiß – das hat Vorteile 🙂

  5. Eintopf gabs bei uns immer freitags. Leider mit TK-Misch-Gemüse und von mir gar nicht geliebt, da meist matschig (wir hatten zwar einen großen Garten, aber Gemüse wurde nicht angebaut). Im Wechsel (so hatte ich jedenfalls den Eindruck) stand dann Linsensuppe mit Würstchen auf dem Tisch 😉
    Heute mag ich solche Töpfe ausgesprochen gerne 🙂

    • Linsensuppe mit Würstchen….das wäre auch mal wieder was 🙂
      TK-Gemüse gab es bei uns nicht….es wurde alles angebaut, und das darf man wörtlich nehmen. Das reichte wirklich von den Kartoffeln bis zu den Äpfeln, die so viele waren, dass sie zum Keltern getragen wurden. Was es nicht gab, waren so „exotische“ Sachen wie Tomaten, Auberginen oder Zucchini. Womöglich bin ich deswegen heute so verrückt danach….

  6. Bei uns war Samstag Eintopftag! Denn da wurde das Haus geputzt und der Garten in Ordnung gebracht, und Zeit zum Kochen blieb keine. Und auch der Schnellkochtopf war im ständigen Einsatz. Danke fürs Erinnerungen-Wecken!

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