Bayrisches Schmorhendl

bayrisches schmorhendl

Für dieses Essen braucht Ihr ein Hühnchen. Nicht irgendeines aus der Tiefkühle. Am besten ein Mistkratzerl. Also ein Freilandhähnchen. Dann stimmt der Geschmack. Und meine Kindheitserinnerungen kriegt Ihr dazu geliefert. 😉

Meine Tante hielt sich früher Hühner. Einmal nahm sie mich mit auf den Einsiedlerhof, bei dem sie immer ihre Küken kaufte. Und ich, ich durfte mir ein Küken aussuchen. Ein gelbes, flauschiges, piependes Küken. Als ich es mit nach Hause nehmen wollte, meinte sie, nein, jetzt noch nicht. Ich würde es dann später kriegen. Später, ja, da stand es dann als Braten auf unserem Esstisch, das Küken. Sicherlich habe ich an diesem Tag das Essen verweigert.

Aber dauerhaft hat dieses Erlebnis meiner (Vor)liebe für Hühnchen keinen Abbruch getan. Brathähnchen steht als Sonntag-Abend-Essen ganz oben auf der Beliebtheitsliste, und auch dieses Gericht kommt gerne auf den Tisch.

Eine Besonderheit des Rezeptes ist die Verwendung von Wacholderbeeren – nicht gerade ein typisches Hühnchen-Gewürz. Diese sorgen nicht nur für eine würzige bittersüßen Geschmacksnote, sondern sind auch ein Gewürz, das in Bayern gerne verwendet wird und sogar im alten Volksglauben und in der Volksmedizin fest verankert ist: Wacholderbeeren sollen nicht nur böse Geister vertreiben, sondern auch die Blutzirkulation anregen und wunde Füße verhindern. Sogar die Pest sollen sie in die Flucht schlagen. Na dann…

  • 1 Hühnchen
  • 1 Zwiebel
  • 2 Tomaten
  • 1 Bund Thymian (ich: Quendel)
  • Salz, Pfeffer aus der Mühle
  • 1/2 EL Paprika edelsüß
  • 2 EL Mehl
  • Öl zum Anbraten
  • 1 Streifen Zitronenschale (Bio)
  • 4 Wacholderbeeren, angequetscht

Das Hühnchen waschen und in 6 Stücke zerlegen.

Die Tomaten kreuzweise einschneiden, mit heißem Wasser überbrühen und abziehen. Zwiebel schälen und hacken. Thymian waschen.

In einem tiefem Teller Mehl und Paprika mischen und alles mit Salz mit Pfeffer kräftig würzen. Die Hühnerstücke im Mehl wenden.

Backofen auf 180°C vorheizen.

Öl in einem Bräter, der später auch in den Ofen kann, erhitzen. Die Hühnerteile darin, ggf. portionsweise, bei mittlerer Hitze ca. 5 min anbraten, bis die Haut eine schöne goldgelbe Farbe hat. Tomaten, Zwiebel, Thymianzweige, Zitronenschale und Wacholderbeeren zwischen den Hühnerstücken verteilen und etwas Wasser zugeben.

Den Bräter in den heißen Ofen schieben und das Hühnchen ca. 40 min schmoren lassen.

Dazu schmecken ein kräftiges Bauernbrot und Salat, aber auch Kartoffeln.

Rezept adaptiert aus: Barbara Rias-Bucher, Die echte Bayerische Küche im Jahreslauf

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20 Kommentare

  1. Tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern, Huhn schon einmal mit Wacholder gewürzt zu haben. Aber ich sollte es ausprobieren, denn ich mag beides sehr.

  2. Hühnchen steht sowieso bei mir ganz oben auf der Lieblings-Essen-Liste. Mir geht es allerdings ähnlich wie Nata und habe es in der Kombination mit Wacholder noch nie ausprobiert. Ich kann mir vorstellen, dass dies sehr gut schmeckt.

  3. Wenn schon 4 Wachholderbeeren die Pest vertreiben, dann muss ich diese Gewürzkombi wohl auch mal testen. 😉
    Und mit einer Lieblingshuhnschlachtgeschichte könnt‘ ich auch aufwarten…

    • Ich könnte mir vorstellen, dass für die Pestangelegenheit mehr als 4 Beeren verwendet wurden. Ein Glück, dass wir das nicht mehr nötig haben, nicht wahr ? 🙂

  4. Die Kükengeschichte – autsch!
    Leider kenn ich das von Hasen, die mein Opa hatte. Immer die süßen Wuschelhasis, die ich gestreichelt habe, und irgendwann waren sie immer fällig.
    Dein Hendl schaut aber sehr gut aus! Das sind immer die Momente, wo es mir leid tut, dass mein Mann kein Hendl isst, wenn man ihm ansieht, dass es einmal eines war.

    • Hasen hatte eine andere Tante. Ich bin als Kind immer streicheln gegangen. Dass die Hasen womöglich einen anderen Verwendungszweck hatten, ist mir erst sehr viel später aufgegangen (Du siehst schon, diese Tante hat uns nichts abgegeben 😉 )

  5. Huhn mit Wacholder klingt interessant! Werde ich mir merken! Leider gibt’s bei mir nicht all zu oft Hendl am Sonntag. Alleine isst man immer so lange daran 😉
    Was ist denn Quendel?

    • Das Allein-Essen-Problem habe ich ja nicht….
      Quendel ist ein altes Küchenkraut; es ist wilder Thymian. Weil er ein schöner Bodendecker ist und rosa blüht, habe ich ihn im Beet vor unserer Terasse verbuddelt.

  6. Hühner mag ich auch sehr gerne, und als Großstadtpflanze aufgewachsen bin ich glücklicherweise von solchen Traumata verschont…. hab mir schon manchmal überlegt ob ich wohl zur Vegetarierin würde, müßte ich die Tiere erst erlegen…. aber wahrscheinlich nicht.
    Dein Hühnchen jedenfalls würde ich sehr mögen….
    Schönes Wochenende!

  7. Ja, so sind sie, die Erwachsenen! Wir dürften uns als Kinder beim Bauern immer Schweine aussuchen – die wurde dann später bei uns geschlachtet…
    Für Hähnchen bin ich auch immer zu haben! Und Wacholderbeeren hatte ich auch nie daran. Da werde ich am nächsten Samstag auf dem Markt mal noch ein Hühnchen kaufen, bevor der Geflügelmann in Urlaub geht 😀

  8. Brathähnchen ist mir auch die liebste Form. Und jetzt habe ich auch mal ein Grund die Wacholderbeeren im Schrank zu nutzen 😉 Danke!

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